Von Ralf Keuper
Der Name dieses Blogs ist nicht ohne Grund Medienstil. Die Begriffswahl entsprach also nicht (nur) einer Laune. Dennoch muss ich einräumen, dass ich erst jetzt eine konkretere Vorstellung davon habe, was mit einem Medienstil gemeint ist oder sein könnte.
Je nachdem, welche Quellen man bemüht – aus dem Lateinischen oder Griechischen – so fällt auch die Deutung aus. 
Im Vergleich dazu tendiere ich zu der Position von Pierre Bourdieu, der den Stilbegriff in einer Weise formuliert, die auch für die Medien einige Aussagekraft beanspruchen kann. Die Idee kam mir bei der Lektüre des lesens- und empfehlenswerten Beitrags Medien und Wirklichkeitserfahrung – symbolische Formen und soziale Welt. Darin geht der Autor Horst Niesyto in dem Abschnitt Das Habitus-Konzept von Pierre Bourdieu auf dessen, wenn man so will, Medientheorie ein. 
Zentral für Bourdieu ist das Habitus-Konzept. Demzufolge zeichnen sich gesellschaftliche Gruppen, Schichten durch spezifische, internalisierte Denkstile und ästhetische Vorlieben/Haltungen aus. Diese können durch gesellschaftliche Prozesse, die auf eine Angleichung der verschiedenen Lebenswelten abzielen, nur im begrenzten Umfang verändert werden. Auch die veränderte Mediennutzung kann diesen Befund nicht aufheben. 
Dem hält Niesyto entgegen, dass wir mittlerweile von neuen Symbolmilieus, gerade unter den Heranwachsenden, sprechen können, die er auch als “Third Culture” bezeichnet. Zwar könne auch diese neue (mediale) Kulturform nicht alle Grenzen und Milieus auf einen Nenner bringen, jedoch sei ihre Kraft nicht zu unterschätzen. Ein Punkt, der erst kürzlich von Kevin O’ Keefe in Social media platforms are cultures hervorgehoben wurde. 
Insofern haben wir es hier mit einem neuen Stil innerhalb der Medien zu tun. Die alten, vorwiegend am Print-Zeitalter orientierten Stile, tun sich ausgesprochen schwer, diese neuen Symbolmilieus zu verstehen und zu verarbeiten. Stattdessen warten sie auf die Besinnung und die Rückkehr zu den guten alten Zeiten. 
Da könnten sie lange warten. Die Symbole lösen sich von den althergebrachten Formaten, Trägern. In gewisser Hinsicht verselbständigen sie sich und bilden neue Sprach- und Symbolwelten – einen neuen Medienstil. 
Was jedoch bei allem Stilwandel bleibt, ist eben die Bedeutung der Symbole und Zeichen. Daten werden neuerdings als Teil der Kultur, als neue Designform aufgefasst. Ein, wie ich finde, wegweisender Ansatz. 

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