Von Ralf Keuper
Über das Versagen der Medien ist in letzter Zeit viel gesagt, geschrieben und gebloggt worden. In der Diagnose ist man sich weitgehend einig: Die Spannbreite der Themen wie auch der Meinungen und Perspektiven war, wie wohl nicht nur Frank-Walter Steinmeier aufgefallen ist, schon mal größer. 
Was lässt sich dagegen unternehmen? Auf diese Frage geht LinksPazi in seinem Beitrag Was tun gegen das Versagen der Medien? näher ein. Welche Alternativen hat “man”: Selber bloggen, kommentieren oder einfach ignorieren? Der Beitrag enthält dazu einige kluge Gedanken, auf die ich aber hier nicht näher eingehen möchte.
Denn, bei aller notwendigen und berechtigten Kritik an “den” Medien, so bleibt für mich festzuhalten, dass es ohne zentrale Instanzen auch künftig nicht gehen wird. Mit zentralen Instanzen oder Knoten sind nicht zwangsläufig die Massenmedien gemeint. Diese Mediengattung hat m.E. in Sachen Information ausgedient. Sie wird künftig – noch mehr als jetzt schon – im Enter- und Infotainment ihr Auskommen suchen (müssen). 
Nennen wir sie Macromedien. Darunter verstehe ich Organisationen, Institutionen oder Netzwerke, die über die nötige Vielfalt der Meinungen und Perspektiven sowie über die nötige Finanzkraft verfügen. Insbesondere der letzte Punkt erscheint mir wichtig. Ohne ein Mindestmaß an Finanzkraft kann ein Nachrichtenmedium kein heißes Eisen anpacken. Dafür sind die wirtschaftlichen und rechtlichen Risiken viel zu hoch. Der Guardian hätte ohne sein Finanzpolster kaum die Auseinandersetzung mit der britischen Regierung im Rahmen der Snowden-Veröffentlichungen durchhalten können. Bob Woodward und Carl Bernstein hätten den Watergate-Skandal ohne den Rückhalt ihrer Vorgesetzten, wie Ben Bradlee und die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Washington Post kaum aufdecken können. In den USA kann ProPublica seine Recherchen betreiben, weil im Hintergrund eine Stiftung die nötigen Freiräume garantiert. 
Kurzum: Wir werden auch künftig Hubs und Institutionen brauchen. Ob diese privatwirtschaftlich oder öffentlich-rechtlich organisiert sind, ist dabei zunächst zweitrangig. Ebenso von untergeordneter Bedeutung ist, ob es sich dabei noch um “klassische” Journalisten oder andere “Spürnasen” handeln sollte. 
Erst mal müssen wir uns über die Veränderungen in der Medienlandschaft (noch) klarer werden. Dann erst können wir uns m.E. an die Rollenbeschreibung machen. 

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