Von Ralf Keuper

Karten haben für die Orientierung in einer unbekannten oder wenig vertrauen Umgebung eine große Bedeutung. Einige Karten können sogar von sich behaupten, die Sicht auf die Welt revolutioniert zu haben, wie die Weltkarte von Gerhard Mercator. Die Macht der Karten sollte daher nicht unterschätzt werden.

Navigationssysteme gehören mittlerweile fast in jedem Auto zur Grundausstattung.

Die Wissenschaft, insbesondere die Hirnforschung, beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie die Menschen sich im Raum orientieren. Neben physischen oder virtuellen Karten spielt das Gehirn dabei eine große Rolle, wie einer breiten Öffentlichkeit in diesem Jahr  durch Verleihung des Nobelpreises für Medizin an Edvard Moser, May-Britt Moser und John O’Keefe bewusst wurde.

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 27.10.2014 (“Die perfekteste Symmetrie, die es gibt”) beantwortet Edvar Moser einige Fragen zu seinen Forschungen zur Navigation im menschlichen Gehirn.

Auf die Frage, wie das Gehirn die Bewegung des Menschen im Raum verarbeite, antwortete Moser:

Das Gehirn kartiert die Umgebung mit mehreren unterschiedlich grobmaschigen Sechseck-Gittern. … Wir haben festgestellt, dass man zum Beispiel in einem Gebäude .. ein Stück weit mit einem Koordinatensystem kommt, dann kommt eine Tür und das Gehirn füllt ein neues Gittersystem mit dem Raum, der dahinter folgt.

Die Evolution hat unser Gehirn für die Navigation in einem begrenzten Raum ausgelegt:

Die Verdrahtung im Gehirn deckt immer nur die nähere Umgebung ab, was wohl mit der Evolution erklärbar ist. Es kam in der Wildnis auf die unmittelbare Umgebung an.

Das Gehirn verwendet jedoch nicht nur Gittersysteme, sondern macht auch von der Abstraktion, der Imagination Gebrauch:

Speziell im menschlichen Gehirn kommt zu den Raster-Zellen noch einiges hinzu. Zum Beispiel die Fähigkeit, sich andere Orte vorzustellen, die man gar nicht sehen kann. So wird auch ohne visuelle Eindrücke eine Umgebung erfasst.

Das sind faszinierende Einblicke in die Arbeitsweise unseres Gehirns.

Wie geht der Mensch mit den “echten” Karten um und wie verläuft hier die Wahrnehmung? Dieser Frage sind Forscher an der RuhrUniversität Bochum in dem DFG-Projekt „Wirkung höherer Kognitionsprinzipien in statischen und dynamischen Karten auf die Vermittlung von Rauminformationen“ nachgegangen. Dabei fanden sie heraus, dass die Menschen kognitive Karten erzeugen, die häufig wiederkehrende Verzerrungen enthalten. Um diese Fehler auszugleichen, müssen die Karten an diese (fehlerhaften) Eigenschaften der menschlichen Informationsverarbeitung angepasst werden, z.B. über künstliche Gitterlinien oder die Hervorhebung bestimmter Kartenelemente.

Was den Einsatz der Gitterlinien anbelangt, erscheint der “Trick” der Bochumer Forscher mit Blick auf die Arbeiten von Edvard Moser u.a. nur folgerichtig.

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