Von Ralf Keuper

Für Friedrich Kittler war der Computer das Leitmedium des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Neuerdings werden Zweifel laut, ob die Klassifizierung in dieser Form noch haltbar ist, wie bei Michael Seemann in seinem Text Nach dem Kontrollverlust. Für Seemann sind es

die Software – Bildbetrachtungsprogramme, Webbrowser und Mediaplayer –, die den Computer zu dieser konvergenten Medienmaschine macht.

Mehr noch: Die derzeit vorwiegend sich in Fachkreisen und Technikmagazinen ablaufende Diskussion um die Blockchain lässt die Annahme begründet erscheinen, dass wir es hier mit dem neuen Leitmedium zu tun haben.

Das Wesen der Blockchain anschaulich beschreibt Johannes Kuhn:

Die Blockchain ist ein digitaler Kontoauszug für Transaktionen zwischen Computern, der jede Veränderung genau erfasst, sie dezentral und transparent auf viele Rechner verteilt speichert. Damit ist die Information nicht (oder nur mit ungeheurem Aufwand) manipulierbar und verifiziert.

Aber das ist nur der Anfang. Die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain enden keineswegs an den Grenzen des Zahlungsverkehrs, sondern erstrecken sich auf nahezu alle Vermögenswerte und digitalisierbare Bilder/Texte/Dokumente/Filme.

Die nach meinem Eindruck bemerkenswertesten Beiträge zu diesem Themenkomplex sind derzeit:

In die Euphorie mischen sich nur vereinzelte kritische Stimmen, wie die von Amir Taaki, für den Bitcoin und damit auch in gewisser Weise die Blockchain weniger eine Technologie, als vielmehr ein Narrativ ist:

In fact, the technology by itself is worth nothing. What is important is the narrative, or the ideal that is being constructed through that narrative.

Das wäre ein weiteres Indiz auf einen Stilwandel in den Medien, sofern sich digitale Währungen wie Bitcoin und/oder die Blockchain durchsetzen sollten.

Erzählung und Technologie finden auf einer neuen Ebene zusammen.

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