Von Ralf Keuper
Wer die letzten Wochen die Reaktionen einiger Journalisten auf die nicht nachlassende Kritik an ihrer Berichterstattung verfolgt hat, konnte hin und wieder schon den Eindruck gewinnen, dass einige Kommentatoren es als Majestätsbeleidigung auffassen, wenn der gemeine Leser und Medienkonsument, aber auch Insider Kritik an ihrem Handwerk übt.
Durch die Zeilen klang mehr oder weniger deutlich der Aufruf an die Laien, es doch bitte schön den Profis, den Leuten vom Fach, zu überlassen ihre eigene Zunft zu kritisieren. Da ist selbst die katholische Kirche schon weiter – zumindest offiziell. Hier dürfen die Laien, die Normalgläubigen hin und wieder mitarbeiten und sogar, in verhaltener Form versteht sich, Kritik üben, sei es im Pfarrgemeinderat, im Kirchenvorstand oder gar im Zentralkommitee der Katholischen Kirche. 
Gewiss – nur der Klerus verfügt über einen direkten Draht zur Offenbarung und ist daher in der Lage, von den letzten Wahrheiten Kunde zu tun – welche Botschaft, welche tiefere Wahrheit soll es sein, die uns die Journalisten und andere Medienschaffende voraus haben?
Sicher – die katholische Kirche verfügt über jahrhundertelange Erfahrung mit abweichenden Meinungen, mit Ketzern gar – quasi eine Kernkompetenz – und ist hier den Medien noch einige Zeit voraus – so viel Zeit, sich mit den veränderten Rahmenbedingungen, der Aufkommen einer kritischen digitalen Öffentlichkeit auseinanderzusetzen, bleibt den Medien jedoch nicht (mehr). Herrschaftswissen und Elitismus, gleich welcher Art auch immer, haben es künftig noch schwerer als bisher, zumal dann, wenn die Lücken quasi im Echtzeitmodus sichtbar werden.
Insofern ist Carmen Epp nur zuzustimmen, wenn sie ihre Zunft auffordert, von den Denkverboten Abstand zu nehmen und sich stattdessen, dem Diskurs zu stellen. Darin geht Epp u.a. auf die Kritik von Christian Lüscher ein, die dieser im Tages-Anzeiger geäußert hatte. Darin attestierte er Kollegen, die sich erdreistet hatten, die Medien zu kritisieren, dass sie nicht nahe genug am Geschehen sein, um mitreden zu können.
So, so. Nicht einmal Insidern billigt man zu, Kritik an den Medien üben zu dürfen bzw. zu können. 
Da ist anscheinend noch viel Aufklärungsarbeit und kritische Selbstreflexion bei dem einen oder anderen Journalisten nötig … 

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