Von Ralf Keuper

Können Medien ästhetisch sein? Diese Frage ließe sich mit Blick auf die Medienkunst, die Filmkunst, Fotografie, Comics und den Buchdruck mit Ja beantworten. Aber sind auch die anderen Medien ästhetisch, wie Zeitungen, Fernsehen und Social Media?

An der Universität Siegen gibt es einen Lehrstuhl für Medienästhetik. Dort definiert man Medienästhetik wie folgt:

Es ist daher kein Zufall, dass in derselben Zeit, in der die technischen Medien der Moderne aufkamen, sich auch der Begriff der „Ästhetik“ änderte. Hatte man noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts Ästhetik von aísthesis abgeleitet und demnach als Theorie der sinnlichen Erkenntnis begriffen, etablierte sich nun ein neuer Begriff von Ästhetik, der den produktiven, schöpferischen Aspekt der Wahrnehmung betonte und in der autonomen Kunst ein Modell erkannte, die Aufmerksamkeit für das Ungewohnte, Neue, Unbegriffene zu schärfen und gerade diesen Ausnahmezustand aisthetischer Erfahrung zu genießen. Bis heute sehen die Ästhetischen Theorien das entscheidene Merkmal der Kunst darin, etablierte Wahrnehmungsgewohnheiten zu durchbrechen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die Medialität der menschlichen Wahrnehmung. Medienästhetik ist in diesem spezifischeren, konventionskritischen Verständnis eine wissenschaftliche Praxis der Aufmerksamkeitssteigerung für die natürlichen und technischen Prozesse der Konstitution von Wirklichkeiten.

Könnte die Medienästhetik mit Blick auf den letzten Satz die Medienkritik ergänzen oder gar ersetzen?

Auf twitter warf Wolfgang Gierls heute die Frage auf, ob und inwieweit Medienkritik mit dem Begriff des “Guten” in Verbindung gebracht werden kann, auch mit Blick auf die Möglichkeiten, von professionell betriebener Medienkritik leben zu können. Wolfgang Michal hat vor einigen Tagen, worauf Tera Euro, ebenfalls auf twitter, zu Recht hinweist, in dem Beitrag Wozu überhaupt noch Medienkritik? die aktuellen Defizite sehr schön auf den Punkt gebracht.

Hier noch einige Gedanken von Friedrich Schiller über verschiedene ästhetische Gegenstände:

Alle Eigenschaften der Dinge, wodurch sie ästhetisch werden können, lassen sich unter vielerlei Klassen bringen, die sowohl nach ihrer >objektiven< Verschiedenheit, als nach ihrer verschiednen >subjektiven< Beziehung auf unser leidendes oder tätiges Vermögen ein nicht bloß der >Stärke<, sondern auch dem >Wert< nach verschiedenes Wohlgefallen wirken und für den Zweck der schönen Künste auch von ungleicher Brauchbarkeit sind; nämlich das >Angenehme<, das >Gute<, das >Erhabene< und das >Schöne<. Unter diesen ist das Erhabene und Schöne allein der Kunst >eigen<. Das Angenehme ist ihrer nicht >würdig<, und das Gute ist wenigstens nicht ihr >Zweck<, denn der Zweck der Kunst ist zu vergnügen, und das Gute, sei es theoretisch oder praktisch, kann und darf der Sinnlichkeit nicht als Mittel dienen.

Quelle: Friedrich Schiller. Theoretische Schriften, hrsg. von Rolf Toman

Weitere Informationen:

Medienästhetik

Empirische Medienästhetik

Medienaesthetik und Medienkritik

Medienästhetik der Schrift

Medienkritik bei Platon und Medienkritik heute

Traditionslinien und Geschichte der Medienkritik

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