Von Ralf Keuper

Der Einstieg des Finanzinvestors KKR beflügelt die Phantasie der Journalisten hierzulande. Das Handelsblatt glaubt, dass Springer mit der finanziellen Unterstützung von KKR den Kampf mit Google & Co. aufnehmen kann (Vgl. dazu: Durch den Einstieg von KKR bei Axel Springer entsteht eine neue Medienmacht). Man sieht sogar eine neue Medienmacht entstehen.

Da ist in der Redaktionsstube wohl mal wieder Wunsch mit Wirklichkeit verwechselt worden.

KKR wurde mit dem Nabisco-Deal in den 1980er Jahren schlagartig in der Finanz- und Medienwelt bekannt (Vgl. dazu: Barbarians at the gate: Die Nabisco Story). In Deutschland war KKR als Investor beim Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf aktiv. Wenn man unter Erfolg versteht, dass ein Unternehmen nach oder mit dem Engagement von KKR zu alter Größe zurückfinden und zur enteilten Konkurrenz aufschließen kann, dann muss man die Beteiligung an Wincor Nixdorf als klaren Misserfolg werten. Der Markt für die Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen sich hat sich mit der Verbreitung mobiler Bezahlverfahren wie Apple Pay, Alipay und Google Pay mehr oder weniger aufgelöst. Was bleibt, ist das Bestandsgeschäft. Erweiterungsinvestitionen: Fehlanzeige. Den Markt gibt es bald nicht mehr.

Das Handelsblatt bringt als Vorbild die Kooperation von Bertelsmann und KKR im Musikgeschäft. Zusammen mit KKR habe man, so wird Bertelsmann-Chef Rabe zitiert, die Ziele nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Ziel kann jedenfalls nicht gewesen sein, an Apple und Spotify verloren gegangen Marktanteile zurückzugewinnen, wie überhaupt im Geschäft mit Musik-Streaming ein ernsthafter Mitbewerber zu werden – wie auch?

Gegen Google, Apple, Amazon, Netflix, Alibaba, Tencent, Baidu & Co. sind Springer, Bertelsmann & Co. chancenlos – da helfen keine Milliarden von KKR. Wem sonst als den Abgehängten kann KKR seine Dienste anbieten? Apple, Google und Amazon sind gewiss nicht auf die Unterstützung von KKR angewiesen. Der Gewinn von Google im Jahr 2018 war doppelt so hoch wie der Gesamtumsatz von Bertelsmann; Apple schwimmt geradezu in Geld. Die Barreserven des Unternehmens betragen ca. 245 Mrd. Dollar. KKR konzentriert sich bewusst auf die 2. Garde, da hier mit den klassischen Methoden des Finanz- und Portfoliomanagements  – mit Sicht auf vier bis sechs Jahre – ein Profit erzielt werden kann. Was danach mit Springer passiert, dürfte KKR relativ egal sein. Einen Global Player oder eine neue Medienmacht, wie damals mit Kirch/SAT1 und Springer schon einmal angedacht, wird es nicht geben, dafür ist der Abstand zu Google & Co. viel zu groß – in jeder Beziehung. Während Facebook, Apple und Google dabei sind, den Finanzdienstleistungssektor zu erobern und damit die Kontrolle über das “Medium schlechthin”, das Geld, erlangen, sind Springer, Bertelsmann, Handelsblatt/Holtzbrinck verzweifelt dabei, digitaler zu werden. Weder verfügen sie über große soziale Netzwerke, noch über Hardware (Smartphones) oder Software/Betriebssysteme. Gefragt sind ihre Dienste nur noch als Zulieferer – und auch das nur noch auf Zeit. Sie werden von GAFA versklavt.

Von McLuhan