Von Ralf Keuper

Die Medienphilosophie als wissenschaftliche Disziplin ist noch relativ jung. Im Jahr 2003 wurde der erste Lehrstuhl für Medienphilosophie in Deutschland in Weimar gegründet. Weltweit sind es nicht mehr als sechs. Einer der bekanntesten Medienphilosophen Deutschlands, ja der Welt, ist Lorenz Engell, der an der Bauhaus-Universität Weimar lehrt.

In einem Interview mit einem Studenten der Universität Erlangen gibt Engell eine Definition der Medienphilosophie. Eine Aufgabe der Medienphilosophie ist die Reflexion über die Begriffe der Medienwissenschaften. Weiterhin ist die Frage von Bedeutung, ob es bereits in der klassischen Philosophie Vorläufer der Medienphilosophie gab, was die Rolle der Medien zum besseren Verständnis der Welt betrifft.

Wie schon Nietzsche anmerkte, arbeitet unser Schreibwerk mit an unseren Gedanken. Daher untersucht die Medienphilosophie die Denk-und Schreibzeuge und ihren Einfluss auf die Wahrnehmung, Erkenntnis und das Handeln. Philosophie ist daher zwangsläufig an schreiben und lesen gebunden. So gesehen ist Philosophie immer auch ein Stück Medienphilosophie oder Philosophie mit und durch Medien.

Heute schließen die Fragestellungen der (Medien-)Philosophie bewegte Bilder und den Computer mit ein. Wie sieht eine Philosophie aus, die sich über das bewegte Bild und/oder den Rechner verbreitet? Wie denkt man mit dem Computer? Was ist der originäre Beitrag des Computers beim Denken?

Dokumentiertes, kodifiziertes und veröffentlichtes Wissen hängt also im hohen Umfang von den jeweiligen Werkzeugen ab.

Beispielhaft dafür ist die Filmphilosophie von Gilles Deleuze. Nach Deleuze kann der Philosoph zum Denken ins Kino gehen. Filmtheorie denkt über den Film nach. Die Filmphilosophie, so Engell, denke dagegen mit dem Film und betrachte den Film als Zeitmedium. Wir werden vom Film in ein spezifisches Zeitverhältnis versetzt. Dieses Zeitverhältnis ist ein anderes, als es vor dem Film von der Philosophie gedacht wurde.

Weitere Informationen:

Die Filmtheorie von Gilles Deleuze

Tasten, wählen, denken. Genese und Funktion einer philosophischen Apparatur

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