Von Ralf Keuper

Längst schon können Informationen dazu benutzt werden, den eigenen Körper zu optimieren und die persönliche Performance zu überwachen. Der Nutzer als Controller seiner selbst. Zahlreiche Apps stehen zum Download und Kauf zur Verfügung. Apple und Google haben das Marktpotenzial längst erkannt. Schon spielen die ersten Versicherungen mit dem Gedanken, den Lebensstil der Nutzer mittels App zu analysieren, um daraus “passgenaue” und “personalisierte” Angebote schneidern zu können. Nicht zu Unrecht spricht der Tagesspiegel von einer sich anbahnenden Diktatur der Software. Der Soziologe Christoph Kucklick fasste seine Bedenken in dem Buch Die granulare Gesellschaft. Wie das Digitale die Wirklichkeit auflöst zusammen.

Angesichts dessen werden Fragen der Datensicherheit, der Data Privacy, immer drängender, wie sie u.a. Jürgen Kühling in seinem Beitrag Big Data: Aufgeben oder Aufgabe? behandelt. 

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bringt Doc Searls, einer der Verfasser des Cluetrain-Manifests, die Herausforderungen der Zukunft auf den Punkt:

Das Netz ist keine Kathedrale, es steht höchstens das Baugerüst. Denken Sie an Privatsphäre, die war zunächst nicht mal Teil des Designs. Die ursprünglichen Internet-Protokolle wurden entwickelt, damit wir uns vernetzen. Es war ein bisschen wie im Garten Eden, wir sprangen nackt umher. In der physischen Welt haben wir 10.000 Jahre dafür gebraucht, so etwas wie Privatsphäre zu entwickeln und uns Kleidung anzuziehen. Im Netz sind wir nackt und Firmen nutzen das aus. Wir müssen das Äquivalent zu Bekleidung erst noch entwerfen.

In Deutschland hat sich der in Gründung befindliche Verein Data Assistence Europe (DAE) (Hinweis: Der Autor gehört dem Gründungsteam an) zum Ziel gesetzt, die Datensouveränität zu thematisieren und die Diskretion bzw. Privatheit in die digitale Kommunikation einzuführen. 
Weitere Schritte und Diskussionen auf gesellschaftlicher Ebene müssen und werden m.E. folgen. Dafür ist der Stellenwert der (personenbezogenen) Informationen in der Digitalmoderne zu groß. 

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