Von Ralf Keuper
Es ist vielleicht nicht überraschend, dass sich die Machtverhältnisse der “realen” Welt, wie sie die Wirtschaftsgeografie untersucht und beschreibt, auch im Internet wiederfinden. Trotzdem ist die Deckungsgleichheit schon bemerkenswert, verband sich mit der Verbreitung des Internets doch die Hoffnung, dass sich die Partizipationsmöglichkeiten bisher unterentwickelter Regionen vergrößern und Ungleichgewichte sich dadurch zumindest abmildern lassen. 
Mit diesem Bild räumt die in dieser Form wohl erste Veröffentlichung Towards a study of information geographies: (im)mutable augmentations and a mapping of the geographies of information relativ schonungslos auf. 
Die Untersuchung erfolgte entlang der Kategorien:
  • geographies of access and enablement (i.e. an exploration of who has access to the technologies and services essential for digital communication, participation, and representation)
  • geographies of participation (i.e. where digital information is generated); and 
  • geographies of representation (i.e. for which parts of the world is content created and not created)
Bei der Verbreitung des Internet liegen die westlichen Nationen, wie die USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien und Frankreich an der Spitze; gefolgt von den asiatischen Ländern, wie Japan und Korea. China hat zwar in absoluten Zahlen die meisten Internetanschlüsse weltweit, bezogen auf die Pro-Kopf-Verteilung liegt das Land jedoch nur im Mittelfeld. Ähnliches gilt für Indien, wobei die Pro-Kopf-Verteilung hier noch deutlich hinter der von China liegt. Das Bild bei der Verteilung der Domains ist damit weitgehend identisch. 
Nicht viel anders verhält es sich bei der Produktion von Codes, d.h. bei der Softwareentwicklung. Hier wählten die Autoren GitHub als Maßstab. 
Bei den Wikipedia-Einträgen ist die Verteilung ähnlich. Auffällig ist die außerordentlich geringe Präsenz Afrikas auf diesem Untersuchungsfeld. Das überrascht insofern, als dass im Kontrast zur Internet-Nutzung des Kontinents steht. 

Africa, in particular, is almost entirely omitted from these processes of digital generativity. Moreover, as Figure 7 shows, these distributions stand in marked contrast to the geographies of internet users. 

Auch bei der Repräsentation im Internet setzt sich die Ungleichheit fort, obschon mit einigen Abweichungen. Maßstab war hier OpenStreeMap. 
Sicherlich kann man die Auswahl der Kriterien und die an sie angelegten Maßstäbe kritisch hinterfragen. Eine gewisse Verzerrung ist vorhanden. Allerdings sind die Aussagen repräsentativ genug, um sich intensiver mit dem Thema Internetgeografie zu beschäftigen. Sie wird die Wirtschaftsgeografie nicht ersetzen, wohl aber ergänzen.  

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