Von Ralf Keuper

Der deutschstämmige amerikanische Journalist und Publizist Henry Louis Mencken war für seine eigensinnigen und scharfzüngigen Kommentare in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenso bekannt wie gefürchtet. Gegen die landläufige Meinung zu schreiben, war für ihn Ansporn. Wegen seiner deutschfreundlichen Haltung hatte Mencken während des 1. und des 2. Weltkrieges keinen leichten Stand in der amerikanischen Öffentlichkeit. Mit kritischem und scharfem Verstand ausgestattet, war aber auch er nicht vor Fehleinschätzungen gefeit. So bereiste er in den 30er Jahren Nazi-Deutschland und konnte oder wollte keine schlimmen Zustände erkennen. Ein außergewöhnlicher Journalist und Reporter war er allemal. 

Ein Radio-Interview, das nur kurze Zeit vor seinem Schlaganfall geführt wurde, der ihn für den Rest seines Lebens verstummen ließ, ist das einzige noch erhaltene Tondokument von H.L. Mencken.

In dem Gespräch sagt er, er habe es nie bereut, die Schule frühzeitig verlassen und gegen das Leben eines Zeitungsreporters auf den Straßen Baltimores eingetauscht zu haben. Selbst hielt er sich für keinen allzu guten Reporter, dafür aber für einen außergwöhnlich guten „worker“. Dem Sensationsgeheische seiner Kollegen konnte Mencken nicht viel abgewinnen, da die meisten scoups einfach nur schlecht seien. Zusammen mit einem Kompagnon gab er einige Jahre ein eigenes Magazin mit anspruchsvollen Artikeln heraus. Besonders gefiel ihm daran, dass er dort schreiben konnte, was und worüber er wollte. Nach zehn Jahren stellte er das Magazin jedoch ein, u.a. mit der Begründung, das zehn Jahre für jede Art von Job genug seien. Danach bestehe der Job nur noch aus Routine. 

Von Versuchen, das Schreiben von Artikeln zu lehren, hielt er wenig, ebenso wie er dem Expertentum im Journalismus nicht viel abgewinnen konnte. Experten könne man nicht trauen, insbesondere nicht bei emotional aufgeladenen Themen, wie im Sport. Sein Verhältnis zu Gewerkschaften war distanziert, indes nicht generell ablehnend. Eine Gewerkschaft für Journalisten befürwortete er, eine gemeinsame für alle im Verlagswesen Beschäftigen lehnte er jedoch ab. 

Auf die journalistische Unabhängigkeit legte Mencken großen Wert. Ein Journalist mit Selbstachtung spielt(e) für ihn kein Golf und pflegt(e) auch keinen vertraulichen Umgang mit Schauspielern und Politikern. 

Im damals aufkommenden Fernsehen sah er eine Herausforderung für die Zeitungen, der sie jedoch seiner Ansicht nach gewachsen waren. Sie müssten einfach nur bessere Zeitungen werden. Die Vermischung von Fernsehen und Zeitungen hielt er für gefährlich. Fernsehen auf Kosten der Zeitungen zu betreiben, war für ihn ein schlechtes Geschäft. 

Hier noch einige Zitate von H.L. Mencken: 

Je älter ich werde, desto fragwürdiger erscheint mir die These: Alter macht weise.

Der Hauptwert des Geldes besteht in der Tatsache, dass man in einer Welt lebt, in der es überbewertet wird.

Für jedes menschliche Problem gibt es immer eine einfache Lösung: klar, einleuchtend und falsch.

Weitere Zitate 

Buch auf deutsch: Gesammelte Vorurteile 

Crosspost von Denkstil

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