Von Ralf Keuper

Die Speicherung und Überlieferung von Daten und Informationen ist Grundvoraussetzung dafür, dass sich ein kollektives Gedächtnis der Menschheit über die Jahrtausende bilden und erhalten kann. Die sehenswerte Filmdokumentation Unser digitales Gedächtnis. Die Speichermedien der Zukunft behandelt die Frage, wie das Wissen und die Informationen, die heute vorwiegend in digitaler Form vorliegen, der Nachwelt zugänglich gemacht werden können. Schon heute gibt es keine Geräte mehr, die in der Lage sind, Floppy Disks zu lesen; dasselbe Schicksal wird über kurz oder lang auch andere Datenträger wie DVDs oder CDs ereilen.
Die bis dato beständigsten Datenträger sind Obelisken und steinerne Stelen, die mehrere tausend Jahre überdauern können, ohne dass Informationen und Daten im nennenswerten Umfang verloren gehen.

Die derzeit haltbarsten Speichermedien sind das gute alte Papier, Flash-Speicher und Magnetbänder.
In Japan arbeitet Hitachi an der Speicherung von Daten auf Quartzglas. Damit ist die Aufbewahrung von Daten über einen sehr langen Zeitraum möglich.

Allerdings ist damit das Problem der Verarbeitung und Aktualisierung großer Datenmengen noch nicht gelöst. Große Hoffnungen richten sich dabei auf die Bioinformatik, die sich bei der Datenspeicherung an dem Aufbau der menschlichen DNA orientiert, wie es die Goldman Group um Nick Goldman in Großbritannien macht. In gewisser Weise wird damit das Erbgut zum Datenspeicher der Zukunft.

Wie verhält es sich mit der Speicherung der flüchtigen Daten im Internet? Hier übernimmt die “Cloud” eine Schlüsselstellung. Führend in dem Bereich ist das größte europäische Datenzentrum Inria im Norden Frankreichs. Die Cloud verwaltet unser digitales Alltagsleben, wozu auch die vertraulichen Daten zählen. Um die Daten zu erhalten und Verluste zu vermeiden, werden sie permanent von einer Festplatte auf die andere repliziert. Unser digitales Gedächtnis wir mobil.

Bleibt die Frage: Wie bekommen Historiker und Archäologen in Zukunft Sinn in unsere Daten?

Wie das gelingen könnte, zeigt das Projekt Venice Time Machine Project. Ziel ist es, das Leben der Bewohner der Stadtrepublik über einen langen Zeitraum zu rekonstruieren. Neben die Makrogeschichte, die sich vornehmlich an großen Persönlichkeiten und historischen Ereignissen festmacht, tritt nun die Mikrogeschichte. Durch die Digitalisierung der Akten und anderer schriftlicher Dokumente werden so Beziehungen sichtbar, die in den Papierbergen verborgen waren.

Eher spekulativ ist dagegen die Annahme, kognitive Technologien wie Watson könnten bald die Funktion einer (mobilen) Gedächtnisstütze übernehmen.

Weitere Informationen:

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