Von Ralf Keuper
Das Verlagshaus Gruner + Jahr war zu seinen besten Zeiten die Cash-Cow des Bertelsmann-Konzerns. Ohne die Millionen, die über Jahre regelmäßig von Hamburg nach Gütersloh flossen, hätte der Bertelsmann-Konzern seine Expansion kaum so umsetzen können. Unter dem langjährigen Chef, Gerd Schulte-Hillen, avancierte G+J zu einem ernsthaften Herausforderer des Springer-Konzerns. Mit Mark Wössner, der ebenso wie Schulte-Hillen als persönlicher Assistent von Reinhard Mohn seine Karriere bei Bertelsmann begann, teilt er das Schicksal, bei Hofe in Ungnade gefallen zu sein. 
Seitdem gaben sich die Chefs bei G+J die Klinke in die Hand, ohne dass es wirtschaftlich nennenswert vorwärts ging. Springer ist mittlerweile weit enteilt und im Bertelsmann-Konzern ist (noch) RTL die Cash-Cow.  Es gab sogar Befürchtungen, Bertelsmann könnte die Lust an G+J vergehen. Vorbei die Zeiten, als Axel Ganz in Frankreich die Presslandschaft aufwirbelte. Das Frankreich-Geschäft bereitet bei G+J schon lange keine rechte Freude mehr
Das scheint mit der neuen Chefin Julia Jäkel anders geworden zu sein. Pünktlich zum 50. Geburtstag des Verlagshauses lässt die Chefin verlauten, dass sich G+J auf einem guten Weg befindet. Verantwortlich dafür sei der gute Journalismus. Die digitale Transformation ist demnach bei G+J schon weit voran geschritten. 
Jäkel wird mit den Worten zitiert:

“Der Kern von Gruner + Jahr ist seit 50 Jahren Journalismus und wird auch in Zukunft Journalismus sein”, stellt Jäkel fest. Seit 2013 greift sie bis zunächst 2018 auf ein Investitionsbudget von mehreren hundert Millionen Euro zu, das auch ins Kerngeschäft mit einfließt, “weil wir daran glauben, mit gutem Journalismus erfolgreich sein zu können”.

Nicht ganz so positiv bewertet das Hamburger Abendblatt in Gruner + Jahr feiert trotz Krise wieder mit Champagner die bisherige Bilanz von Jäkel. 
Ein Blick auf einige Aktionen der Vergangenheit bestätigt den Eindruck der Digitalstrategie des Hauses Bertelsmann, das unter dem Motto Kraut und Rüben zu stehen scheint:
Klingt irgendwie nach einer Mischung aus Lifestyle, Versandhaus und Gemischtwarenladen. Es wird gekauft, was die anderen nicht unbedingt haben wollen. Die Teile zusammen zu bringen dürfte jedenfalls nicht leicht werden. Vielleicht entsteht daraus ja wirklich etwas Neues oder Großes.

Verständlicherweise will man sich die Feierlaune nicht verderben lassen, weshalb die Aufarbeitung der Causa Henri Nannen auch noch etwas warten kann 😉 

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