Von Ralf Keuper

Welche Rolle fällt den Bibliotheken in der Digitalmoderne zu? Werden sie überhaupt noch benötigt, wo doch das Wissen der Welt im Internet für jeden zugänglich ist, man denke nur an Wikipedia?

Diese Fragen beschäftigt das Feuilleton seit längerem. Abgesänge auf die Bibliotheken sind, das ist zumindest mein Eindruck, verfrüht (Vgl. dazu: Zur Rolle der Bibliotheken in der Digitalmoderne). Bibliotheken erfüllen mehrere wichtige Funktionen, wie u.a. vor einiger Zeit auf dem 25. Bayerischen Bibliothekstag in Rosenheim hervorgehoben wurde.

Bibliotheken

  • gewähren den freien Zugang zu jeglicher Information (Grundgesetz Art. 5, Abs. 1),
  • unterstützen die Schulen bei der Leseförderung und stellen Materialien für die Aus- und Weiterbildung bereit,
  • leisten einen Beitrag zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und
  • vermitteln Medienkompetenz und Orientierung in der Medienvielfalt.

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung wie überhaupt des Medienwandels müssen sich die Bibliotheken nicht gleich neu erfinden, wie Ulrich Johannes Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig, in dem Beitrag Der Lesesaal ist ein Tor zur Welt in der FAZ vom 30.05.17 festhält:

Die bibliothekarische Vermittlungsaufgabe blieb akut und ist es noch heute. Größerer Ausstoss und vermehrte Zirkulation an Literatur haben seit dem neunzehnten Jahrhundert dafür gesorgt, dass immer mehr und immer größere Bibliotheken, auch immer größere Lesebereiche errichtet wurden. Noch heute sind Arbeitsplätze in Bibliotheken weltweit stark nachgefragt. Welche andere Kultureinrichtung kennt so lange Öffnungszeiten wie Bibliotheken .. . Orte wie Bibliotheken, wo Konzentration und Kommunikation zugleich möglich sind, werden in einer auf effektive Raumausnutzung orientierten Welt immer seltener.

In einem Interview mit WDR3 vertritt Wibke Ladwig die Ansicht, dass Bibliotheken, um in der digitalen Welt bestehen zu können, die sozialen Medien nutzen sollten:

Auf die Frage: Warum sind Facebook und Twitter so wichtig für diese Einrichtungen? antwortet Ladwig:

.. ich halte Soziale Medien für ein gutes Instrument, um die Bibliotheken näher zu den Menschen zu bringen. Darüber hinaus können sich die Einrichtungen im Internet stärker vernetzen – mit den verschiedensten Protagonisten, die, ebenso wie die Bibliotheken, Kultur und Bildung zum Thema haben.

Dass die Digitalisierung nicht zwangsläufig zum Verschwinden des gedruckten Buches bzw. dazu führt, dass nur noch wenige physische Bücher ausgeliehen werden, musste die Deutsche Nationalbibliothek erfahren. Ihre Ankündigung, künftig vorrangig E-Books zur Ausleihe zur Verfügung zu stellen, löste einen unerwarteten Sturm der Entrüstung aus. In einer selbst durchgeführten Nutzerbefragung, war der Anteil derjenigen Leserinnen und Leser, die ein gedrucktes Buch dem E-Book vorzogen, überraschend hoch. In Buchleser wieder willkommen in der FAZ vom 15.02.17 kommentieren die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Elisabeth Niggemann, die Leiterin der Frankfurter Zweigstelle, Ute Schwens, und Michael Fernau, Leiter der Niederlassung in Leipzig, das Ergebnis der Nutzerbefragung:

Individuelle Lesegewohnheiten, eingeübte Arbeitsweisen, die Art der Fragestellungen an die Literatur, technisches Verständnis, Abneigung oder Vorliebe für die Arbeit am Bildschirm, Zustand der Augen und vieles mehr beeinflussen die Präferenzbildung. .. Auch die Vorteile der Nutzung einer digitalen Version werden nicht verkannt: schnellere Bereitstellung, bessere Durchsuchbarkeit, schnellerer Ausdruck benötigter Seiten vom Arbeitsplatz aus, schnelle Überprüfbarkeit von Fußnoten werden als Vorteile geschätzt. Andererseits sprechen sich viele, die an der Befragung teilgenommen haben, für das Arbeiten mit dem gedruckten Buch aus.

Von McLuhan

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