Im Wirtschaftlichen erwartet der Hörer, dass jene 20 Groschen, die er sich jeden Monat abspart, sinnvoll verwendet werden, dass also Wirtschaftlichkeit und Darbietung im gesunden Verhältnis zueinander stehen. Was er erwarten sollte, ist, dass Qualität wirtschaftlich dargeboten wird.

Vom Programmatischen her gesehen, heisst das: erwarten, dass der Rundfunk den Willen zur Qualität besitzt und damit bereit ist, dies eine oder beiden Grundgesetze des Rundfunks als eines kulturellen Instruments zu respektieren. Es wird freilich dieser Wille zum Niveau nicht stets den Majoritätsgeschmack auf seiner Seite haben. Der Rundfunk darf deshalb, wenn er dieser seiner Sendung als Erzieher zum Qualitätsgefühl treu bleiben will, nicht der verführerischen Jagd nach Popularität verfallen. Wer gewillt ist, das Beste im Menschen anzusprechen, muss nun einmal zugleich den Mut zur Unpopularität besitzen.  …

…, denn wenn der Rundfunk, um nur das zu nennen, das politische Geschehen kommentiert, dann kommentieren dies Geschehen Menschen, und je stärker diese Menschen Persönlichkeiten aus eigenem Wuchs sind, wie wir sie wünschen, um so profilierter ist auch politisch ihr eigenes Gesicht; damit aber steht die Besorgnis auf, dass ihr eigenes hohes Ethos des Willens zum Standpunkt über den Parteien umschlägt in die unbewusste Propaganda für ein eigenes, organisatorisch nicht zu greifendes Parteigebilde. Dann wäre die Überparteilichkeit nichts anderes geworden als eine von niemandem gewählte und darum niemand gegenüber verantwortliche, wenn Sie so wollen, eine Hauspartei des Rundfunks. …

Quelle: Das Ethos des Rundfunks (online abrufbar)

Von McLuhan