Etwa gleichzeitig mit der Entstehung von Börsen institutionalisieren Post und Presse Dauerkontakte und Dauerkommunikation. Allerdings genügt den Kaufleuten ein berufsständisch sekretiertes, den städtischen und höfischen Kanzleien ein verwaltungsinternes Informationssystem. An Publizität der Information ist beiden nicht gelegen. Ihren Interessen entsprechen vielmehr die “geschriebenen Zeitungen”, die von Nachrichtenhändlern gewerbsmäßig organisierten Privatkorrespondenzen. Der neue Kommunikationsbereich fügt sich, mit seinen Institutionen des Nachrichtenverkehrs, den bestehenden Formen der Kommunikation ohne weiteres ein, solange das entscheidende Moment, Publizität, fehlt. Wie, nach einer Bestimmung Sombarts, erst von “Post” die Rede sein kann, wenn die regelmäßige Gelegenheit zum Brieftransport dem Publikum allgemein zugänglich wird, so gibt es auch eine Presse im strengen Sinne erst, seitdem die regelmäßige Berichterstattung öffentlich, wiederum: das Publikum allgemein zugänglich wird. Das aber geschieht erst Ende des 17. Jahrhunderts. Bis dahin ist der alte Kommunikationsbereich der repräsentativen Öffentlichkeit durch den neuen einer publizistisch bestimmten Öffentlichkeit nicht grundsätzlich bedroht. Die gewerbsmäßig vertriebenen Nachrichten werden noch nicht publiziert; die unregelmäßig publizierten Neuigkeiten sind noch nicht zu Nachrichten versachlicht.

Quelle: Strukturwandel der Öffentlichkeit

Von McLuhan