Prognosen sind also oft nichts als Kaffeesatzleserei. Dennoch zitieren die Medien sie gerne, denn Prognosen und ihre Verkünder kosten keine eigene Arbeitszeit, klingen seriös und passen immer irgendwo rein. Dass viele Menschen ihre Lebensentscheidungen danach ausrichten, interessiert nicht. …

Mit ihren Prognosen und Horrorszenarien zielen die Einflüsterer auf unsere größte Schwachstelle, nämlich unseren über die Jahrzehnte eingetrichterten Drang nach Sicherheit. Schon jungen Leuten flüstert die Werbung ein, sie sollten beizeiten an Bauspar- und Versicherungsverträge denken, Sicherheit sei “hip”. Genauso sehen diese Jungen Leute dann auch aus: angepasst, stromlinienförmig. Fähig zur Teamarbeit, aber unfähig zu individuellem Denken und Handeln.

Sicherheit ist ein Irrglaube. Sicherheit tötet die Ungewissheit, aus der überhaupt erst Chancen entstehen. Sicherheit ist wie Angst. Sie hält durchaus zu Größerem geborene Menschen klein. Sicherheit ist der eigentliche Bremsklotz unserer Wirtschaft. Jeder Autohersteller, jeder Getränkeproduzent, jeder Bulettenbrater, sie alle beschäftigen Marktforscher, die auf den Zehntelprozentpunkt genau Chancen und Risiken neuer Produkte und Dienstleistungen vorhersagen sollen. Die Folge: Deutschland wird immer zaudernder, will nur mehr auf Sicherheit gehen. …

Kaum einer traut sich mehr etwas, es könnte ja schiefgehen. Das Fernsehen zeigt bevorzugt die immer gleichen Sendungen, und die Konkurrenzsender kupfern davon ab: Hat beim Konkurrenten funktioniert, könnte bei uns genauso gut klappen. Für teures Geld kaufen unsere Fernseh-“Macher” dann Plastikprogramme aus dem Ausland ein, während die Kreativen im Lande wie Schmeißfliegen behandelt werden. ..

Die Zeitungsverlage beklagen massiven Umsatzrückgang und Auflagenverlust. Da kann man nur sagen: Schlagt sie doch mal auf, eure Zeitungen und Magazine! Würdet ihr dreifuffzich dafür zahlen, einen blanken Fünfer? Ihr habt zu lange euren Einflüsterern geglaubt, euren Beratern und Marktforschern, den McKinseys und Roland Bergers. Selber denken, wo immer möglich, kostet weniger und hebt Auflage und Ansehen.

Quelle: Die Einflüsterer, Autor: Klaus Norbert

Von McLuhan