Von Ralf Keuper

Der Künstlichen Intelligenz scheinen keine Grenzen gesetzt. Jetzt haben die Computerforscher die Literatur als mögliches Einsatzfeld entdeckt. Schon wurden die ersten Projekte beendet. Über das Ergebnis darf unterdessen gestritten werden, wie Adrian Lobe in Quellcode der Bücher schreibt.

Die von Literaturautomaten geschaffenen Werke bestechen nicht unbedingt durch ihre schriftstellerische Qualität. Originell sind dagegen einige der Wortkombinationen. Kurzum: Mit der Syntax klappt es schon ganz gut, bei der Semantik hapert es noch.

Selbst die Protagonisten des maschinellen Schreibens erheben nicht den Anspruch, mit ihren Büchern das Segment der schönen Literatur zu bevölkern. Um als Unterhaltungsliteratur durchzugehen, da ist kaum Widerspruch möglich, würde es jedoch reichen.

In seinen Mutmassungen über die Zukunft der Literatur sah Siegfried Lenz in von Maschinen verfassten Romane keine Bedrohung. Dafür sei der Schreibprozess zu individuell.

Tina Rausch zitiert Lenz in Literarischer Ansatz von Siegfried Lenz mit den Worten:

Schreiben ist eine wunderbare Möglichkeit, verstehen zu lernen. Indem man aus dem Dickicht der Wirklichkeit einen Einzelfall herausnimmt und anhand dieses Einzelfalls zeigt, wie es der Allgemeinheit erging. …

Der Einzelne bringt sie (die Geschichte) zum Vorschein, indem er sie entschlüsselt und für sich eine Wahl trifft. Daß es unter hundert Einzelnen nicht zu übereinstimmender Rezeption kommen kann, ist nur selbstverständlich.

Bei der Reproduktion (alter) Bücher haben Roboter inzwischen eine Fertigkeit erreicht, die denen geübter Kopisten gleich kommt. So konnte in der größten Klosterbibliothek der Welt gezeigt werden, wie ein Roboter eine Kopie des Neuen Testaments in Schönschrift erstellt. Zuvor war dieses Kunststück dem Projekt robotlab an Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe gelungen.

Schon Jean Paul und vor ihm Jonathan Swift machten sich intensive Gedanken über Büchermaschinen.

Jean Paul schreibt:

Gulliver sah in Lagado eine Maschine, die gewisse in ihr liegende beschriebene Zettel, wenn man sie umdrehte, so untereinander warf, dass Jeder, dem man sie hernach vorlas, freilich nicht wissen konnte, ob er ein gewöhnliches Buch höre oder nicht (in: Maschinendenken/Denkmaschinen, von Werner Künzel und Peter Bexte)

 

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