Die Ambivalenz der Literatur: der Einzelne bringt sie zum Vorschein, indem er sie entschlüsselt und für sich eine Wahl trifft. Dass es unter hundert Einzelnen nicht zu übereinstimmender Rezeption kommen kann, ist nur selbstverständlich. .. Bei aller Anerkennung der Autorität des Textes fühlt er sich zu Deutungen berechtigt, und hierin zeigt sich der Reichtum der Literatur. Sie bleibt eine Aufgabe, will immer von neuem entziffert, befragt, über die Zeit gebracht werden, als ein Angebot an den Einzelnen, übergreifende Erkenntnis zu gewinnen. Und so lange es ein Bedürfnis danach gibt, wird es das Buch geben; die Ausgießung des heiligen Geistes oder eine neue Bergpredigt mittels Elektrizität wird es nicht aus der Welt bringen.

Quelle: Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur

Von McLuhan

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