Von Ralf Keuper

In ihrer aktuellen Studie Wir sind das Publikum! beschäftigt sich die Otto Brenner Stiftung mit der veränderten Rollenverteilung im öffentlichen, medialen Diskurs. Noch immer tun sich die Medienvertreter ausgesprochen schwer damit, die Tatsache zu akzeptieren, dass ihr Deutungsmonopol unwiederbringlich dahin ist. Es ist auch nicht damit getan, den wachsenden Unmut weiter Teile der Bevölkerung über die Medienberichterstattung als Zuchthausrevolte oder Majestätsbeleidigung zu interpretieren und sich auf die Kreise zu konzentrieren, die über die Lügenpresse lamentieren. Das ist zu einfach.

In der Pressmitteilung heisst es dazu:

In „Wir sind das Publikum“ analysiert der Autor diese Beziehungskrise und spürt dem Glaubwürdigkeitsverlust der Medien nach. Er beschreibt die veränderte Rolle des Publikums, das nun Medien direkt kritisiert und damit eine neue, bisher unbekannte Form der Medienkritik praktiziert. Internet und soziale Medien haben das Verhältnis zwischen Journalisten und Publikum verändert. Die öffentliche Wahrnehmung konzentriert sich dabei auf Hassmails und Trolle und übersieht nach Ansicht des Verfassers, „dass in der veränderten Rolle des Publikums auch die Chance zu demokratischer Partizipation stecken kann“

Statt den Kopf in den Sand zu stecken und sich in sein Schneckhäuschen zurückzuziehen, täten die ÖR-Medien gut daran, den offenen Dialog mit den Bürgern zu suchen, die letztlich die Party bezahlen:

Die Stiftung ist der Auffassung, dass „die öffentlich-rechtlichen Sender in besonderer Verantwortung stehen, den Dialog zu befördern, auf ihre Kritiker zuzugehen und Formen und Räume zur Beteiligung und Programmkritik zu schaffen“. Sie werden schließlich via Haushaltsabgabe von der Allgemeinheit finanziert. Demokratische Teilhabe braucht auf der anderen Seite auch mündige Bürger, die sich wie solche verhalten: Dialog ist keine Einbahnstraße.

Da ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, wie nicht nur Jascha Jaworski in Medienkritikkritik: ZAPP nutzt Gunst der Stunde – auch gegen NachDenkSeiten zu bedenken gibt.

Die sozialen Medien haben das eintreten lassen, was Don Tapscott bereits in Wikinomics feststellte:

We are the media

Vor allem jüngere Menschen informieren sich immer mehr über soziale Netzwerke, weshalb die Aussage Was wir über die Welt wissen, wissen wir durch die Sozialen Netzwerke immer plausibler klingt.

Ausgesprochen skeptisch beurteilt diese Entwicklung dagegen Sebastian Müller in Der digitale Traum vom herrschaftsfreien Diskurs.

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