Von Ralf Keuper

Wir leben in einer Welt, die von Farben bestimmt wird. In gewisser Hinsicht leben wir nach dem Code der Farbe. Das ist jedenfalls der Tenor der sehenswerten Dokumentation Die Magie der Farben.

Schon die Antike war, wie erst die Forschungen von Vinzenz Brinkmann ans Licht brachten, eine farbige Epoche und keinesfalls ein weisse Antike, wie über Jahrhunderte angenommen wurde. Farbe galt in den verschiedenen Zeitaltern als Inbegriff von Reichtum und Schönheit. Sie diente vor allem auch dazu, gesellschaftliche Rangordnungen sichtbar zu machen. Bestimmten Farben waren den gehobenen Bevölkerungsschichten vorbehalten. Die normale Bevölkerung musste sich mit schlichten Farbtönen, wie braun und grau, begnügen. Farbe dient aber auch dazu, Gruppen, wie Sportvereine und Parteien, kenntlich zu machen. Die Welt der Farbe ist nach Ansicht einiger Forscher das größte Kommunikationssystem der Welt.

Nach dem Untergang des römischen Reiches begann eine farblose Epoche. Erst mit Karl dem Großen setzte die alte Farbenpracht wieder ein. Die graue Epoche war vorüber. Wie farbenroh die Gesellschaft des Mittelalters war, zeigt u.a. der Sachsenspiegel.

Die Farbe hat in der bildenden Kunst naturgemäß eine besondere Stellung. Dennoch hat sie in der Forschung lange Zeit nicht die Anerkennung gefunden, die ihr zusteht; das war jedenfalls die Überzeugung von John Gage, der sein Forscherleben ganz der Farbe gewidmet hat.  Hans-Peter Thurn beschäftigt sich dagegen mit der Soziologie der Farbe.

In den 1970er Jahren setzte sich die Zeitschrift Farbe und Design intensiv mit der Wirkung von Farben auseinander. Das Deutsche Farbenzentrum hat sich der  Förderung von wissenschaftlicher, künstlerischer und gestalterischer Arbeit im Bereich der Farbe verschrieben.

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