Von Ralf Keuper

Das Schreiben ist unbestritten eine Kulturtechnik. Weniger Einigkeit herrscht dagegen bei der Beurteilung der dabei eingesetzten Werkzeuge. Ist es in der Digitalmoderne überhaupt noch sinnvoll, zum Stift, zum Füllfederhalter und zum Kugelschreiber zu greifen? Entspringt diese Haltung nicht eher einer Schwäche für Nostalgie?
In dem lesenswerten Beitrag Die Feder setzt sich zur Wehr zeichnet Tilman Spreckelsen ein differenziertes Bild. Zitiert wird darin Nietzsche mit dem Satz:

Unser Schreibwerk arbeitet mit an unseren Gedanken

Demnach handelt es sich um eine Wechselbeziehung. Je nachdem, welches Werkzeug man verwendet, so verändern sich die Gedanken, die während des Schreibvorgangs aufkommen und nach Ausdruck verlangen.

Interessant auch die Herleitung des Begriffs “Stil” aus dem Lateinischen. Stilus bedeutet dort “Griffel”. Werkzeug und Schreibstil sind eng aufeinander bezogen.

Soll man Kindern heute überhaupt noch das Schreiben mit der Hand beibringen?

Dafür spricht nicht zuletzt die Bedeutung der Hand als Werkzeug des Geistes. Einen guten Überblick der gegensätzlichen Positionen liefert u.a. der Beitrag … das Ende der Handschrift?.

Noch immer erscheinen Studien, die belegen, dass handschriftlich festgehaltener Stoff sich bei Studenten besser einprägt, als wenn er über Laptop oder Tablet eingegeben wird.

Wie Speckelsen am Beispiel von am Computer erstellten Texten beschreibt, kommt unser Verhalten an der Tastatur und am Bildschirm dem klassischen mittels handschriftlicher Korrekturen erstaunlich nahe. Der Text, dieses störrische Wesen, will auch weiterhin bearbeitet werden. Ob mit Griffel oder Touchscreen ist dabei gar nicht so entscheidend.

Dass das Schreiben mit der Hand, wie bei der Kalligrafie, nicht nur aus künstlerischen Gesichtspunkten von Wert ist, zeigt das Beispiel von Steve Jobs. Seiner Beschäftigung mit Kalligrafie schrieb Jobs einen großen Anteil an seinem Erfolg als Designer und Unternehmer zu.

Im Februar dieses Jahres feierte der Füllfederhalter übrigens seinen 130. Geburtstag. Pionier der Herstellung von Schreibgerät in Deutschland war Friedrich Soennecken.

Weitere Informationen:

Geschichte der Schreibgeräte

Die Handschrift hat nicht ausgedient: Schreiben Sie mit Tastatur auf Touchscreens? Versuchen Sies mal mit einem digitalen Stift.

Microsoft acquires N-trig, the company behind the Surface Pen

Wie das Schreiben das Denken verändert

Ein Gedanke zu „Vom Einfluss des Schreibgeräts auf unsere Texte“

Schreibe einen Kommentar