Von Ralf Keuper

Michael Jäger stellt in seinem Beitrag Medien, die nicht manipulieren einige Überlegungen zur Verbesserung der journalistischen Ausbildung und Berichterstattung an, die auf eine stärkere Berücksichtigung wissenschaftstheoretischer Prinzipien hinauslaufen.

Er schreibt:

Denn das mediale Produzieren, hat es auch keinen wissenschaftlichen Charakter, erhebt den Anspruch der Erkenntnis. Zu sagen, dass es „Empirie“ und im medialen Kommentar auch „Theorie“ vermittelt, ist nicht ganz verkehrt. Das ist zwar Empirie und Theorie als Wildwuchs, doch wer wollte bestreiten, dass er zur Genealogie ernst gemeinter Resultate der Sozialwissenschaft gehört.

Unter Hinweis auf Niklas Luhmanns Aussage (sinngemäß), alles was wir Wirklichkeit nennen, stammt von den Massenmedien, fügt er hinzu:

eben dass die Empirie der Medien, auch wenn es k e i n e wissenschaftliche ist, d e n n o c h , soweit das möglich ist, kontrolliert wird, als wäre sie es.

Das deckt sich mit meinen Überlegungen im dem Blogbeitrag Journalismus wissenschaftstheoretisch betrachtet. Gerade der Wissenschaftsjournalismus sollte sich diesen Prinzipien verpflichtet fühlen. Dass es damit selbst hier noch nicht allzu gut bestellt ist, wird am Beispiel des Medizinjournalismus deutlich.

Neben Karl Poppers Kritischem Rationalismus eignen sich für den Journalismus noch weitere Ansätze, wie die Diskurstheorie von Jürgen Habermas, die Hermeneutik oder die Berücksichtigung der Prinzipien der Evidenzbasierten Wissenschaft.

Hier einige Beispiele für Letztere.

Aus der Chemie:

Je mehr Daten vorliegen, aus denen man Belege erzeugen kann, und je überzeugender die Kombinationen von Experimenten sind, die für eine Argumentation verwendet werden, desto unwahrscheinlicher werden weitere Interpretationen gemacht: Erst die Kombination und die Einschränkung der Interpretationsmöglichkeiten führen dann zu einer Evidenz mit hoher Überzeugungskraft. (in: Heureka. Evidenzkriterien in den Wissenschaften. Ein Kompendium für den interdisziplinären Gebrauch)

Aus der Geologie:

Geologisches Denken und Arbeiten setzt auf Methodenvielfalt (Beobachtung, Experiment, Analogien, hermeneutische und historische Methoden, Numerik, Statistik usw.), um Lösungen für vierdimensionale komplexe Probleme zu finden. (Hildegard Westphal, ebd.)

Verglichen damit wirkt der methodologische Werkzeugkasten der meisten Journalisten recht ausbaufähig.

Weitere Informationen:

„Einführung in die Wissenschaftstheorie“ von Elisabeth Ströker

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