Von Ralf Keuper

In dem Beitrag Goethe war hier in der FAZ vom 9.09.2016 berichtet Patrick Bahners von der Ausstellung Von den „Rhein und Mayn Gegenden“ zur Weltliteratur. Goethes Zeitschrift ‚Ueber Kunst und Alterthum’ des Freien Deutschen Hochstifts. Die Zeitschrift, deren sechs Bände von 1816 bis 1832 veröffentlich wurden, verwendete ein für die damalige Zeit neuartiges Format, das dem des Blogs schon sehr nahe kam:

Thematische Offenheit, fortlaufendes, aber unregelmäßiges Erscheinen, Leserbindung durch das Interesse am Autor. Mit diesen Eigenheiten weist das Unternehmen voraus auf ein Institut der heutigen Literaturproduktion, den Blog. Die lockere Form machte es Goethe möglich, zu ästhetischen Zeit- und Modephänomenen ebenso beiläufig Stellung zu nehmen. Eine Serie von Artikeln unterschiedlichen Inhalts, die nur der Geschmack des Verfassers verbindet: Das Format erscheint anspruchslos, aber sein Witz liegt im Verzicht auf ostentative Programmatik, durch den sich Goethe taktische Spielräume erhielt. Kritik als Gebrauch des Unterscheidungsvermögens schloss hier die Wahl des jeweils opportun erscheinenden Mittels der Auseinandersetzung ein. Mehr als ein Heft von Bemerkungen über Kunst und Altertum herauszubringen, das hieß, dass der Leser keine letzten Worte des Verfassers vor sich hatte, aber auch, dass die erörterten Gegenstände nicht unbedingt das Nonplusultra ihrer jeweiligen Sphäre waren.

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