Von Ralf Keuper
Bilderbogen erfreuten sich im 18. und 19. Jahrhundert großer Beliebtheit unter den weniger gebildeten Lesern, die zur der Zeit die Mehrheit in der Bevölkerung repräsentierten. In gewisser Hinsicht waren Bilderbogen ein Massenmedium. Mit einiger Berechtigung können sie als Vorläufer der Illustrierten betrachtet werden: 
Bilderbogen waren hauptsächlich bei der Landbevölkerung und bei wenig gebildeten Stadtbewohnern beliebt und weit verbreitet. Die Bilder waren groß und deutlich, die Texte kurz und einfach, so machte es keine Mühe, zu verstehen, worum es ging. Die Herstellung war billig: einfarbige Lithografien wurden in hoher Auflage auf einfachem Papier gedruckt und von schlecht bezahlten Frauen und Kindern in den Mal-Sälen der Verlage mit Hilfe von Schablonen koloriert. Auch der Vertrieb der Blätter war nicht kostspielig. Meist wurden sie von fahrendem Volk – fliegenden Händlern oder Lumpensammlern – für wenige Pfennige verkauft oder auf Jahrmärkten gezeigt.

Bilderbogen bedienten jedes vorstellbare Interesse der breiten Masse – soweit es nicht gegen die Staatsräson oder geltende Moralvorstellungen verstieß. Man kaufte Heiligenbilder, Haussegen und Sinnsprüche, Porträts von Herrschern und ihren Familien, die Abbilder unerreichbar ferner Landschaften, Spiel- und Ausschneidebögen für Kinder, vor allem auch Bildberichte von Aktualitäten: Kriege, Hochzeiten und Beerdigungen von Prominenten, Naturkatastrophen … In diesem Sinne kann man Bilderbogen auch als Vorläufer heutiger illustrierter Zeitungen betrachten.

Zentrum der Bilderbogenherstellung in Deutschland war die Fontanestadt Neuruppin

Neuruppin wurde im 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Zentrum der Bilderbogenherstellung in Deutschland. In den Druckereien und Kolorierstuben dreier Firmen – Gustav Kühn, Oehmigke & Riemschneider und F.C. Bergemann – wurden insgesamt mehr als 20.000 verschiedene Bilderbogen in einer Millionenauflage hergestellt.

Möglich wurde diese Medienrevolution durch Alois Senefelder, den Erfinder der Lithographie bzw. des Steindrucks. Darauf folgte später der Offsetdruck. 

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