Die deutsche Medienwissenschaft hielt es mit dem Geld lange so wie das Schweizer Bürgertum: Darüber wurde nicht gesprochen. Wohl galt, dass Medien unsere Lage bestimmen. Im Unbestimmten blieb aber, dass Medien nicht einfach nur tüftelnd und bastelnd, quasiparthogenetisch zur Welt gebracht werden oder autopoetisch emergieren, sondern auch ihren Preis haben. Ein Gastrecht genoss die Ökonomie dort, wo an der Schnittstelle zwischen Literatur- und Medienwissenschaft die Frage nach einer Poetik des homo oeconomicus gestellt oder wo die Warenzirkulation als Modell der Zirkulation von Zeichen verstanden wurde. Die Erweiterung eines Ansatzes, der nach der kulturellen Semantik der modernen Ökonomie fragt, führte allerdings rasch zu Missverständnissen zwischen der Medien- und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die sich in gegenseitigen Unzuständigkeitserklärungen verfestigten.
In einem Moment, in dem die Bewirtschaftung medialer Kommunikation traditionelle Wirtschaftsbereiche an Wachstum und Dynamik bei weitem übertrifft und teilweise substituiert, in einem Moment also, in dem Ökonomie immer mehr zur Medienökonomie wird, stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Medien und Ökonomie, und von Medienwissenschaft und Ökonomik bzw. Mediengeschichte und Wirtschaftsgeschichte, gerade auch jenseits neuerer Studien zur kulturellen Semantik des Ökonomischen noch einmal neu. Es geht in diesem Sinne im Folgenden um eine Bestandsaufnahme und ein Erproben unterschiedlicher Ansätze der Modellierung des Verhältnisses von Ökonomie und Medien. …
Quelle / Link: Medienökonomien, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft 1/2018