Denn die Art und Weise, wie Daten im Computer gespeichert sind, bedingt, wie diese verarbeitet und distribuiert werden können und wie man unterschiedliche Informationsbestände zueinander in Beziehung setzen kann. In Anlehnung an Gregory Batesons berühmte Definition von Information ließe sich also feststellen, dass das Einfügen von Daten an eine vordefinierte Struktur oder das Hinzufügen von Metainformationen Unterschiede zwischen Daten einführt, die für deren Versammlung, Abfrage, Zirkulation und programmgesteurte Auswertung einen medienpraktischen Unterschied machen. Es handelt sich um Weisen der Herstellung von “computer-lesbarer Signifikanz” .. . Sie müssen im Rahmen einer medienwissenschaftlichen Datenkritik daraufhin befragt werden, wie sie sich in die medialen Praktiken einschreiben, diese strukturieren und wie sie in Datenverarbeitungskollektiven algorithmisch mobilisiert werden. Letzteres ist von besonderer Bedeutung.
Denn Datenkritik sollte nicht als eine Alternative zu einer Kritik der Algorithmen verstanden und betrieben werden. Die kritische Auseinandersetzung mit Daten(strukturen) erweist sich vielmehr als Ergänzung und Fokussierung der Betrachtung von Befehlsstrukturen .. . Im Vordergrund stehen dabei nicht die Verfahren der programmgesteuerten Erzeugung virtueller Computerwelten wie sie beispielsweise von Friedrich Kittler (2002) in “Computergraphik: Eine halbtechnische Einführung” thematisiert wurden, sondern die Verfahren der Versammlung, Verwaltung und Auswertung von Datenbeständen, die stets über ihre eigenen Grenzen hinaus auf die Welt verweisen, welche sie auf eine spezifische Weise repräsentieren und in die sie intervenieren.
Quelle: Sebastian Gießmann und Markus Burkhardt: Was ist Datenkritik? Zur Einführung, www.medialekontrolle.de (3.1/2014)