Das Verschwinden des Computers wurde noch vor dem Ende des 20. Jahrhunderts vorhergesagt: Er werde unsichtbar in seiner Apparatur – so wie einst der Elektromotor im Staubsauger. Dieses Verschwinden entspricht dem Verschwinden in der Blackbox. Das Verschwinden der Transparenz hingegen gleicht dem Fenster, durch das wir schauen, ohne es selbst wahrzunehmen. Hier übersehen wir wie in den trompe l’oeil-Gemälden die Rahmung unseres Blicks: Wir sehen nicht die Buchstaben, sondern die Welt, die sie eröffnen, wir sehen nicht die Farbe, sondern die Frucht, die aus ihr gemalt wird. Vergleichbares geschieht mit dem Computer, dessen transparentes Interface und intuitive Funktionsweise unsere Aufmerksamkeit auf die Inhalte richten statt auf die materiellen Voraussetzungen des Zugriffs. Die Medienwissenschaft sieht darin eine Ablenkung vom Medium selbst und seiner kulturstiftenden Rolle. … Der Computer verschwindet um so mehr, je präsenter er wird; seine Allgegenwärtigkeit macht ihn unsichtbar im “Gewebe des Alltags”. Man spricht in dieser Hinsicht auch von “calm Technology”. Technologie, die uns zu Diensten ist, ohne unsere besondere Aufmerksamkeit zu erfordern.

Quelle: Stumme Medien. Vom Verschwinden der Computer in Bildung und Gesellschaft

Von McLuhan