Von Ralf Keuper

Neue Buchstaben brauchen Zeit, um in Gebrauch zu kommen. Diese Erfahrung macht derzeit das große ß, das seit einem Jahr als Großbuchstabe existiert. Die Typografen sind uneins, ob es sich dabei um eine wichtige Neuerung oder um einen überflüssigen Buchstaben handelt, dessen Schicksal darin besteht, seiner wahren Form hinterher zu laufen. Darüber berichtet die FAZ vom 19.06.2018 in Buchstabe mit Formproblem.

Friedrich Forssmann jedenfalls kann sich nur schwer mit dem neuen Großbuchstaben anfreunden.

“Ich mag es nicht. Meine Abneigung gegen den Buchstaben bezieht sich vor allem auf seine Unerwartetheit”. Er befürchtet, dass sich die Irritation auch mit zunehmender Gewöhnung nicht verflüchtigt und das große ß vielmehr ein “Daueranlass zum schiefen Grinsen Grinsen bleibt”. Als Typograf müsse er der “Hüter des Lesevorgangs” sein, der Irritationen zu vermeiden sucht, um “tiefes Lesen” zu ermöglichen, ein Versenken in den Inhalt, bei dem alle bewusste Formwahrnehmung in den Hintergrund tritt. Hier aber sei das große ß ein Lesehindernis.

Etwas anders dagegen sein Kollege Erik Spiekermann:

Ich mag die Idee des großen ß, aber ich habe noch nirgendwo eine überzeugende Form gesehen.

Von McLuhan