Von Ralf Keuper

Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Meyen zeigt am Beispiel der Fußballübertragung die Konstruktions- und Inszenierungsleistungen des Fernsehens.

Kernthese:

Unter Medialisierung verstehe ich die Anpassung von Akteuren an die  Erfolgsbedinungen der Massenmedien.

Kernaussagen:

Wir erleben, dass die Orte, an denen Dinge stattfinden, nach den Bedingungen der Medien gebaut werden. .. Wenn man in München das Olympiastadion, 1972 eingeweiht, mit der Allianz-Arena, 2005 eingeweiht, … vergleicht. Das Olympiastadion von 72 sieht noch aus, wie alte griechische Arenen aussehen. Die Allianz-Arena ist eigentlich ein Fernsehstudio, ein großes überdimensioniertes Fernsehstudio mit optimalen Bedingungen für Fernsehjournalisten, mit optimalem Rasenkontrast, mit der Möglichkeit, Fans zu zeigen, die sehr nah dran am Geschehen sind, die zufrieden sind, weil die Infrastruktur in diesem Stadion perfekt ist, die erlaubt, Bilder zu produzieren, die alle das erfüllen, was gutes Fernsehen ausmacht, nämlich in Gesichter schauen zu können und dynamisch zu sein und Spannung zu erzeugen.

Alles, was wir im Fernsehen als Live-Bericht “serviert” bekommen, ist von Akteuren konstruiert und inszeniert worden, die darauf aus sind, unsere Zustimmung .. zu bekommen. Der FC Bayern entscheidet, wen er in das Live-Interview ins Fernsehen schickt und nicht das journalistische Erfordernis. Der FC Bayern entscheidet, welche Fragen im Zweifelsfall nicht gestellt werden. Und sich dann noch als Journalist zu definieren, dazu gehört dann doch ein bisschen Mut und Fragen zu stellen, die nicht abgesprochen sind. …. Beispiel Peer Mertesacker im Interview während der WM 2014

Heute hab ich als Fernsehjournalist oft gar keine Möglichkeit mehr, hinter die Fassade zu schauen, weil die Fassade genau so konstruiert wird, dass sie meinem Bedürfnis als Fernsehjournalist entspricht. Ich habe also keine Gelegenheit mehr, frei zu recherchieren, nicht vorgefertigte Antworten zu bekommen. Deswegen glaube ich, dass Journalisten sich immer über diese Bedingungen im Klaren sein müssen unter denen ihre Bilder heute zustande kommen und diese möglicherweise in anderen Formaten als Live-Sendungen zu hinterfragen.

Weitere Informationen:

Fußball wird heute übertragen, wie man Filme inszeniert. Bert Rebhandl über die Standardsituationen des Guckens – die besten Momente am Spiel, die keine Tore sind

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