Von Ralf Keuper

In der Ringvorlesung “Wissenschaftskommunikation erforschen” bespricht Stephan Ruß-Mohl die besonderen Herausforderungen des Wissenschaftsjournalismus in der Aufmerksamkeitsökonomie. Die Befunde gelten nicht nur für den Wissenschaftsjournalismus allein, sondern auch für die anderen Formen des Journalismus, wenngleich die Nähe bzw. Abhängigkeiten der Wissenschaftsjournalisten von den PR-Abteilungen großer Unternehmen und Forschungseinrichtungen besonders ausgeprägt sei. Ähnlich dürfte es sich m.E. beim Sportjournalismus verhalten.

Heute gebe es im Wissenschaftsbetrieb sehr viel mehr sehr viel besser ausgebildete PR-Experten als noch in den 1990er Jahren. Die Wissenschaftler selber sind i.d. R. mehr an Reputation als an Aufmerksamkeit interessiert, mit der Folge, dass die Medien am liebsten Forscher mit hoher Medienkompetenz präsentieren, als diejenigen mit der höchsten Fachkompetenz. Wer als Forscher in der Lage ist, sein Statement auf 1:30 Minuten zu komprimieren, sei für die Medien ein Idealkandidat. Der Inhalt sei da weniger wichtig.

Heute berichten die Wissenschaftsjournalisten eher über aktuelle Ereignisse und Katastrophen, als über Forschungsprojekte.

Im Wissenschaftsjournalismus stellt Ruß-Mohl, wie schon erwähnt, eine enge Beziehung zu den PR-Abteilungen der Unternehmen und Forschungseinrichtungen fest. Generell verliere der  Journalismus an Wert, wenn er die Gratis-Angebote der PR-Abteilungen in Anspruch nimmt. Es herrsche im Wissenschaftsjournalismus ein Kontrollillusion insofern, als dass die Journalisten den Einfluss der PR auf ihre Arbeit unterschätzen.

Dazu passt aktuell der Beitrag Das PR-Spiel über Bande ist ein Auslaufmodell. Vor etwas über einem Jahr verfasste Jens Rehländer den bissigen Kommentar Journalismus 2015: Biete Artikel gegen Anzeigen.

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