Mehr als eine Million biomedizinischer Fachartikel erscheinen weltweit jedes Jahr. Damit auch jeder Doktor und Forscher seine Ergebnisse publizieren kann, gibt es mehr als 20.000 Fachzeitschriften in diesem Bereich. Die meisten, sagen Fachleute, sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Da noch immer viele Chefarztstellen und andere Positionen in der Medizin und Forschung nach der Masse und nicht der Klasse der Fachartikel besetzt werden, sind dem Mitteilungsdrang der Ärzte kaum Grenzen gesetzt.  

Dabei gibt es durchaus eine publizistische Hierarchie, die mit Hilfe des sogenannten Impact-Factors bestimmt wird. Der errechnet sich jedes Jahr neu danach, wie oft Artikel in einer Zeitschrift in anderen Fachartikeln erwähnt werden und damit als einigermaßen relevant gelten können. Selbstzitate zählen dabei nicht.

Während die angesehensten medizinischen Fachblätter wie das New England Journal of Medicine, Lancet, Jama oder das British Medical Journal zumeist auf Impact-Faktoren zwischen 15 und 45 kommen, dümpeln die meisten deutschsprachigen Publikationen bei Werten zwischen 0,2 und 1,5. Der Industrieeinfluss auf die Fachblätter ist erheblich. Die kleinen brauchen die Pharmaindustrie als Anzeigenkunden, die großen profitieren davon, wenn eine von der Industrie beauftragte Studie bei ihnen erscheint., weil die Firma dann kostenpflichtige Sonderdrucke in großer Zahl bestellt. 

Quelle: Masse statt Klasse, in der SZ vom 07.04.2015, Autor: Werner Bartens

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