Von Jens Lohse

Zugegeben, das klingt ein wenig provokant, aber es sind die ersten Gedanken, die mir gekommen sind, als ich mir das vor kurzem veröffentlichte neue Album von Herbert Grönemeyer voller Erwartung anhören wollte.

Es sind zwei Dinge, die mir beim genaueren Hinschauen bzw. Hören sofort aufgefallen sind oder mich genauer gesagt sogar ziemlich erschrocken haben.

Aber der Reihe nach. In großen Lettern angekündigt auf der Startseite des Musikdienstes mit dem angebissenen Apfel habe ich die neuen Lieder voller Vorfreude zum Probehören angeklickt. Ehrlich gesagt, die letzten Alben von Herbert Grönemeyer haben mich nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen, aber trotzdem bin ich seit beinahe 30 Jahren ein begeisterter Anhänger seiner Musik. Doch sein neuestes Werk hat mich, Entschuldigung, kein bisschen berührt. Wo sind die sanften, tiefgängigen Balladen der früheren Alben? Alles nur flach und laut gesungen. Zudem bei einigen Liedern hatte ich sofort das Gefühl, dass ich das irgendwo schon mal bei Herbert gehört habe. Ob gewollt oder nicht, Herbert Grönemeyer sollte sich nicht zu einer Recyclingmaschine seiner eigenen Musik machen. Die Arrangements der Musik sind wiederum sehr, sehr gut und vielfältig. 


Nun gut, ich wollte mir die Songs natürlich auch in voller Länge anhören und mir ist fast die Sprache weggeblieben, als ich feststellen musste, dass mein Spotify Account kein einziges Album mehr von Herbert Grönemeyer zu bieten hat. Weder das ganz Neue, was ich ja noch verstanden hätte, aber auch die alten Alben. Alles weg. Was noch vor einer Woche tadellos ging ist nun Geschichte. Im ersten Moment war ich nur wütend, aber im Nachhinein wurde mir klar, dass meine Einstellung zum Künstler Herbert Grönemeyer und auch zu seiner Musik ab heute eine andere ist. Ab heute sind wir „geschiedene Leute“. Meiner Meinung nach muss man die Möglichkeit haben, die Songs von Grönemeyer einmal ganz zu hören, um sich ein Urteil bilden zu können. Nur ohne Spotify geht das leider nicht. Wir sind nicht mehr in den Neunzigern, wo man sich ein Album auf Verdacht kauft und nur ein paar Lieder hörenswert sind. 
Wenn er das mit seiner Aktion bezwecken wollte, dann sollte er den Name seines neuesten Werkes wirklich nochmal überdenken.
Tut mir echt leid, Herbert. In den achtzigern habe ich deine Platten gekauft. In den neunzigern deine CD ’s . In den Zeros bei iTunes deine Downloads. Und wo bist du jetzt?
Nicht mehr da. Und komm nicht mit dem Argument, dass du nichts an uns verdient hättest. Die allermeisten von uns, die deine alten Scheiben nochmal auf Spotify hören wollten haben doch alle deine Platten schon mal gekauft. Es wär eben nur schön gewesen. Stattdessen machst du es wie Apple. Zero Info, einfach weg. Schade. 

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