Von Ralf Keuper

In der FAZ vom 21.09.2017 fragt Sandra Kegel Ist das Buch am Ende?Darin berichtet sie u.a. von einem anhaltenden Sinkflug bei den Buchverkäufen:

in nur fünf Jahren brach der Umsatz gedruckter Bücher um dreizehn Prozent auf prognostizierte etwa acht Milliarden Euro 2016 ein, und ein Ende ist nicht abzusehen, weil auch die digitalen Bücher das längst nicht auffangen

Bücher, die das ganze Land beschäftigen, gebe es schon lange nicht mehr:

Jedenfalls lässt sich feststellen, dass es kaum noch Bücher gibt, die das ganze Land beschäftigen. Der intellektuelle Resonanzraum schrumpft stetig – und weicht dem Raum für Events. Statt selbst zu lesen, besucht das Publikum lieber spaßige Veranstaltungen in Literaturhäusern oder bei Lesefesten, die längst nicht mehr nur in Großstädten ausgerichtet werden. Damit ist die Literatur im Unterhaltungssegment angekommen, wo sie mit Comedy-Auftritten, Zaubershows und Facebook konkurriert.

Eine Ursache für die nachlassende Anziehungskraft des Buches ist für die FAZ-Autorin, die Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Leser, die Einsamkeit während der Lektüre zu ertragen. Selbst gegen Kuchenessen und Ausschlafen habe das Buch als “Freizeitbeschäftigung” keine Chance.

Die Aussagen Kegels kommentierte das Börsenblatt in Die Gutenberg-Apokalypse.

Darin werden die von Kegel genannten Zahlen zum Niedergang des Buches widerlegt und/oder relativiert:

Irreführend ist zudem Kegels Behauptung, Bücher lägen im Ranking der Freizeitbeschäftigung weit abgeschlagen hinter “Kuchen essen” und “Ausschlafen” (auf Platz 14). Das Problem: Die beiden letztgenannten “Tätigkeiten” kommen in der Statistik gar nicht vor. Im Übrigen liegen Bücher in der Statistik seit drei Jahren auf Platz 14, ob man das nun gut findet oder nicht. Und was liegt vor der Beschäftigung mit Büchern? Fernsehen, mit Freunden Zeit verbringen, mit Kindern Zeit verbringen, Musik hören, gut essen gehen, Tageszeitung lesen, Internet nutzen, PC nutzen, Auto fahren und Zeitschriften lesen – Dinge, die seit Jahren oder schon seit Menschengedenken mehr Freizeit beanspruchen als das Lesen eines Buchs.

Allen vermeintlichen Defiziten zum Trotz, hat das Buch einige dauerhafte Vorteile:

Noch aber bleibt das Buch die einfachste und flexibelste Hardware des Wissens. Transportabel, stabil und ausfallsicher gestattet es eine Lektüre, die keiner technischen Hilfe bedarf. Das alte Medium braucht keine Lesemaschine, die schier unbegrenzte Mobilität in seiner Rezeption liegt gerade in der Abwesenheit alles Technischen (Quelle: Maschinendenken/Denkmaschinen. An den Schaltstellen zweier Kulturen, von Werner Künzel und Peter Bexte) 

Mit sinkenden Auflagenzahlen hat übrigens auch die FAZ zu kämpfen. Insofern weiss man dort, wovon man spricht 😉

Von McLuhan

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