Von Ralf Keuper
Noch weitgehend unbemerkt vom üblichen “Medienrummel” hat sich der Bildungssektor zu einem hoch profitablen Geschäft für einige Verlage entwickelt. Mit ihren wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern erwirtschaften Reed Elsevier, Thomson und Springer Science eine auskömmliche Rendite. 
Auch bei Bertelsmann hat man die Entwicklung seit geraumer Zeit aufmerksam verfolgt und das Geschäft mit Bildung zu einem Wachstumsfeld erklärt. Erst kürzlich beteiligte sich Bertelsmann an dem E-Learning-Startup Udacity und erwarb den amerikanischen Kursanbieter Relias Learning
Trotzdem kommt die Erkenntnis reichlich spät. Mit BertelsmannSpringer verfügte man bereits vor Jahren über einen der renommiertesten Wissenschaftsverlage der Welt. Im Jahr 2002 stellte Bertelsmann auf Betreiben des damaligen Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff die Verlagsgruppe zum Verkauf. An den Plänen hielt man auch nach dem Ausscheiden Middelhoffs fest. 
Zehn Jahre später bekundete der amtierende Chef von Bertelsmann, Thomas Rabe, Interesse an ebendiesem Verlag. Dabei blieb es.
Eine ernste Bedrohung für das Geschäftsmodell der Wissenschaftsverlage ist der Open-Access-Ansatz, d.h. der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet. Aus verständlichen Gründen reagieren die Wissenschaftsverlage darauf reserviert. Aber auch in den Reihen der Wissenschaftler gehen die Meinungen auseinander, wie deutlich wurde, als der Schweizer Nationalfonds seine Open-Access-Strategie vorstellte. Seitdem hält die Debatte an.
Die Erfolgsaussichten von Open Access werden auch von Anhängern der Idee derzeit als nicht sonderlich groß beurteilt. So kündigte Christian Gutknecht auf dem Blog wisspub.net an, Aktionär von Reed Elsevier geworden zu sein, getreu dem Motto: If you can’t beat them – join them.  
Bis auf weiteres verspricht das Geschäft mit der Bildung ansprechende Gewinne. 
Den Trend hat man bei Suhrkamp sehr früh erkannt. Die eigentliche Königsidee Siegfried Unselds dürfte die Reihe stw (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft) gewesen sein. Das belegt jedenfalls die wachsende Schar der Nachahmer. 

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