Von Ralf Keuper

Es gibt nur sehr wenige Erzeugnisse aus deutscher Produktion, die einen vergleichbaren Ruf genießen, wie die Leica. Schon zu “Lebzeiten” eine Legende, feiert die Kleinbild-Kamera in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag.

Bereits vor einigen Jahren widmete der Hessische Rundfunk der Leica die ausgesprochen sehenswerte Dokumentation – Die Leica-Geschichte.

Vor dem ersten Weltkrieg war Leitz der weltweit führende Hersteller von Mikroskopen. Ernst Leitz Sen. machte Leitz aus Wetzlar zu einem Weltunternehmen aus der hessischen Provinz.

Ihre Geburt verdankt die Leica eigentlich der Weltwirtschaftskrise. Anfang der 20er Jahre brach der Markt für Mikroskope zusammen, und Ernst Leitz Jun. suchte nach neuen Märkten. Dabei entsann er sich der Erfindung des hauseigenen Entwicklers Oskar Barnack aus dem Jahr 1913 – die Leica. Ein riskantes Unternehmen.

Ernst Leitz Jun. wagte den Sprung in die Serienproduktion, da er davon überzeugt war, dass die Zeit für Kleinbildkameras für Profis ebenso wie für Amateure reif war. Er sollte Recht behalten.

Seiner Zeit weit voraus, erkannte Ernst Leitz, dass eine Kamera für sich allein nicht genügend Anreize bieten würde und daher in ein System weiterer Dienste und Zubehör eingebunden sein müsste.

Mit der Leica entstand eine neue Art der Fotografie – das lebendige Bild. Sie veränderte das Sehverhalten der Betrachter und damit in gewisser Hinsicht den Blick auf die Welt. Das Bild ist immer so gut wie die Optik – so Leitz. Das Unternehmen konnte dabei auf seine Erfahrungen, heute würde man sagen: Kernkompetenzen, aus der Produktion von Mikroskopen zurückgreifen – ein großer Vorteil.

Der Verlag Kehrer hat zu diesem denkwürdigen Jubiläum das Buch Augen auf! 100 Jahre Leica herausgebracht.

In den Deichtorhallen in Hamburg ist bis zum Januar nächsten Jahres die Ausstellung Augen auf! 100 Jahre Leica Fotografie zu sehen.

Bei Leica gibt es in diesem Jahr noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: Das 60jährige Bestehen des Leica Messsuchersystems. Die Leica-Galerie in Wetzlar richtet hierfür die Ausstellung Magic Moments – 60 Jahre Leica M aus.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Unternehmer Ernst Leitz Jun. bereits 1933 von den Nazis als unsicherer Kantonist eingestuft wurde. Mit ihrer Einschätzung sollten sie Recht behalten: Wo er konnte, unterstützte Leitz Mitarbeiter und Fotohändler, die wegen ihres jüdischen Glaubens zur Emigration gezwungen wurden, wie auch andere von den Nationalsozialisten verfolgte Personen, wie das Buch Ernst Leitz – Ein Unternehmer mit Zivilcourage in der Zeit des Nationalsozialismus, das sein Enkel Knut Kühn-Leitz herausgegeben hat, dokumentiert.

Inzwischen steht das Unternehmen Leica in seiner ehemaligen Königsdisziplin, der Mikroskopie, wieder an der Spitze der Entwicklung. Am 21. Oktober 2014 wurde das von der Yale University und Leica gegründete Kompetenzzentrum für Mikroskopie eröffnet. Ziel ist die Weiterentwicklung neuer Bildgebungstechnologien.

 

Ein Gedanke zu „100 Jahre Leica – mehr als “nur” ein Stück lebendige Wirtschaftsgeschichte“

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